Back to Black – The girl who didn’t want to be a Spice Girl!

 

In Sam Taylor-Johnsons Biopic „Back to Black“ wird das Leben von Amy Winehouse dargestellt, so wie es uns durch die Medien bekannt geworden ist. Stets betonte Amy Winehouse kein Spice Girl zu sein, eine Aussage, die im Film auch wiederholt erklingt. Provokativ positionierte sie sich als Musikerin klar gegen den kommerziellen Mainstream-Pop. Trotz Winehouses eindeutigem Statement, hatte sie jedoch eins gemeinsam mit der berühmten Girlband: den enormen Erfolg und die damit einhergehende öffentliche Aufmerksamkeit, die jedes private Detail ihrer Existenz intensiv durchleuchtete, lobte und kritisierte.

Kometenartige Triumphe im Musikgeschäft haben ihren Preis und führen zu einer unerbittlichen medialen Überwachung. Während sich Amy Winehouses Kontrahentinnen im Medienrummel geschickt zu bewegen wussten, war sie selbst auf den urplötzlichen Hype um ihre Person in keiner Weise vorbereitet. Dieser Fakt erklärt zusätzlich ihren frühen Tod.

Im Film von Taylor-Johnson wird Amy Winehouses Lebensgeschichte außerdem als Beispiel dafür dargestellt, wie schnell die Öffentlichkeit eine gefeierte Persönlichkeit auf ein Podest hebt, nur um sie ebenso rasch wieder herunterzureißen, wenn sie den hohen Erwartungen nicht mehr gerecht wird. Medien und Gesellschaft zeigen sich dabei oft gnadenlos in ihrem Urteil über das Privatleben und die künstlerischen Leistungen der Betroffenen. In Winehouses Fall trug diese rücksichtslose Behandlung zu ihrem persönlichen Niedergang bei – ein Schicksal, das sie mit anderen Berühmtheiten teilt. Allerdings lässt das Biopic primär Amy Winehouses Liebe zu Jazz und Soul, ihre Vorliebe für die Mode der 60er Jahre, ihre innige Beziehung zu ihrer Großmutter und ihrem Vater sowie ihre tragische Liebe zu Blake Fielder-Civil Revue passieren. Besonders ihre unglückliche Beziehung und ihr Kampf mit der Alkoholsucht werden thematisiert. Die Darstellung bleibt dabei dezent und vermeidet es, allzu sehr in Klischees abzurutschen. Blake, dargestellt von Jack O’Connell, wird nicht als der alleinige Schuldige für Amys Probleme dargestellt, was eine nuancierte Betrachtung der beiden Hauptcharaktere ermöglicht.

Marisa Abela, die Amy Winehouse verkörpert, liefert eine gute Leistung ab, nicht nur schauspielerisch, sondern auch musikalisch, indem sie sämtliche Hits der Sängerin auch selbst singt. Dies ist eine kluge Entscheidung von Johnson, da sie dadurch eine Distanz zur realen Amy Winehouse schafft und verdeutlicht, dass es sich hier um eine fiktive Interpretation handelt.

Der Film erntete bereits im Vorfeld starke Kritik, da er scheinbar nichts Neues bietet und lediglich Bekanntes wiederholt, was bereits 2016 in dem Oskar-prämierten und exzellenten Dokumentarfilm „Amy“ von Asif Kapadia ausführlich dargestellt und erklärt wurde – inklusive Stellungnahmen und Gesangsaufnahmen von Amy Winehouse selbst. Dennoch ist dies kein Nachteil, sondern unterscheidet die Gattung des Dokumentarfilms deutlich vom Spielfilm. Biopics sind derzeit sehr beliebt und werden vom Publikum regelrecht erwartet. Ein Beispiel dafür ist das bevorstehende Biopic über Bob Dylan, der zum Glück noch unter uns weilt und vor der Kamera sein nächstes Leben vorführen wird. Filmische Lebensbeichten sind eben nicht allzu ernst zu nehmen, da sie stets von der künstlerischen Freiheit und Interpretation der Regieführenden geprägt sind, und eben nicht selten dem Ziel unterliegen, eine lukrative Handlung und nicht eine Darstellung der Lebensrealitäten zu bieten.

Back to Black“ endet auf einer positiven Note, die an Amys Wunsch erinnert, dass ihre Musik Menschen helfen möge, wenn auch nur für fünf Minuten ihre Sorgen zu vergessen. Der Wunsch hat sich erfüllt, wenn man im heutigen Schulalltag Jugendliche antrifft, die frohgelaunt das Lied „Valerie“ einüben. Dies erinnert an Amy Winehouses eigene Bewunderung für ihre musikalischen Vorbilder, als ihre Welt noch in Ordnung war und sie deren Lieder im Musikunterricht sang. Amy Winehouse bleibt eine unvergessliche Künstlerin, deren Musik und Einfluss weiterhin lebendig bleiben, auch ohne dieses Filmwerk. (C.J.F.Schiltz, 25.04.2024)

 

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